Samstag, 20. Februar 2010

es hört nicht auf.

es schneit. seit gestern. unaufhörlich. anfangs kleine flocken. mittlerweile sind sie dick. erneuter wintereinbruch in westschweden. normalerweise guckt man sich so etwas ja ganz gerne an, wenn man es durch ein fenster sieht. von der warmen seite aus. unangenehmer ist es, wenn man samstag morgens kurz vor 8 aus dem haus muss. so wie ich. ich hatte dienst. im östra-krankenhaus, welches schön weit vom wohnheim entfernt liegt. laut plan brauchte ich für die strecke knappe 40 minuten. da der gesamte nahverkehr zusammengebrochen ist, habe ich am ende nochmal 2 volle stunden drauf gelegt. trams kamen die berge nicht mehr hoch. busse fielen wegen der kälte aus. so mag man doch einen samstag vormittag erleben. als ich dann 2h zu spät im krankenhaus ankam, bemerkte ich schnell, dass meine ärztin eh nicht wusste, dass sie heute einen medizinstudenten dabei hat. zudem war auch noch extrem viel los. kurzum: ich lief mit, hoch, runter, immer wieder, stellte ein, zwei fragen, bekam diese auch beantwortet, durfte nichts machen. toll. letztlich habe ich heute knapp 3 1/2h in trams und bussen verbracht. ein doofer tag. jetzt gehts mit matze weg. da kann es nur besser werden.

samstags wird übrigens nur sporadisch geräumt. teilweise konnten sich die tramtüren nicht öffnen wegen dem schnee. außerdem stiefelt man auf einigen wegen mehr als knöchelhoch durch den schnee. schön mit nassen füßen später. ich hab auch autos gesehen, die auf den tramschienen gefahren sind, weil sie diese für die straße hielten. es war einfach nichts mehr zu erkennen. hach. irgendwann reicht es auch.

musik des tages:

mumm-ra - she's got you high.

Freitag, 19. Februar 2010

morgens, wenn der schnee fällt.

um die letzten drei erlebnisreichen tage zu ende zu bringen, folgt nun auch noch der letzte entsprechende blogbeitrag. um es kurz zu machen, der letzte nachtdienst war völlig entspannt. nachdem die ersten beiden tage so stressig waren, dass die patientinnen aufgrund zimmermangels teilweise in andere krankenhäuser geschickt werden mussten, trat gestern (die für die hebammen erhoffte) ruhe ein. insgesamt gab es nur 3 geburten. ich hab mir eine davon angeschaut. da diesmal entsprechend zeit war, hab ich auch wirklich alles gesehen. wie die patientin aufgenommen wurde, der erste babyultraschall, die erste untersuchung, der erste abtasten des muttermundes und kopfes des kleinen, vorsichtiges beruhigen der schwangeren, kopfnicken in richtung des werdenden vaters, aufnahme ins geburtszimmer, alles bereit legen, warten, ruhige worte, atmen, hände halten, beine halten, einen kleinen mann rausholen, ihn abtrocknen, an die brust legen, stillen, registrieren, wiegen, messen, hände schütteln und schließlich zur mutter-kind-station begleiten. das war alles sehr eindrucksvoll und lief aufgrund des zeitpolsters sehr ruhig ab. der vater von gestern war ziemlich ruhig und passiv. seine frau hat ihn dann immer rangerufen/-schrien. aber dann kam er auch sofort zum hände halten. ansonsten hab ich echt die unterschiedlichsten väter erlebt. teils sehr ruhig, teils extrem engagiert, sodass man dachte, der vater bekommt das kind und nicht die mutter. ein vater war sogar sehr sportinteressiert und hat sich das radio zwecks skilanglaufübertragung von den olympischen spielen angemacht.

wegen den olympischen spielen sind hier sowieso alle total aus dem häuschen. die schwestern haben das ständig in den pausen geschaut und den aufenthaltsraum zum schweden-fan-zentrum umgestaltet. das war ganz putzig.

ich hab heut abend mit matze '(500) days of summer' gesehen. ein wirklich toller film, wie wir beide befanden. unbedingt sehenswert. mit ganz viel emotionen, sodass sich gänsehaut auf unseren dünnen ärmchen breit machte. und ganz tolle musik.

deswegen gibt es hier auch das lied des abends: the temper trap - sweet disposition.

Mittwoch, 17. Februar 2010

morgens, wenn die bahn noch leer ist.

lieber leser. nun geht es also schlag auf schlag. musste man erst wochen warten, ehe sich ein neuer eintrag in den blog schlich, so geht es heute im tagesrythmus. gestern hatte ich also meinen zweiten nachtdienst und da dieser sehr, sehr interessant war, möchte ich kurz davon berichten. ich wurde renate zugeteilt, eine kleine, untersetzte hebamme, die sich sehr schnell bewegen musste. ich glaube, sie konnte nichts langsam machen. ich bin ihr die nacht über eher hinterhergerannt als mitgelaufen. naja, aber sie war echt toll. hat viel erklärt. und als sie bei der ersten geburt meinte ‚komm, zieh dir auch handschuhe an‘ wusste ich, dass da einiges bevorsteht. die erste geburt war eine junge frau, die ziemlich starke schmerzen hatte. das zog sich eine ganze weile so hin, sodass ich mich schon gar nicht mehr konzentrieren konnte. bis renate dann endlich den vorschlag für eine ‚eda‘ machte, eine rückenmarkshautnarkose, die die wehenschmerzen ein wenig nehmen sollte. schnell wurde dann also der anästhesist rangerufen, um die nadel zu legen. als er dann kam und anfangen wollte, hatte die frau gerade eine wehe, sodass er kurz warten musste, bis diese vorbei ist. währenddessen hat renate aber gesehen, dass der kindskopf auf einmal so weit runtergerutscht war, dass die geburt kurz bevor stand. also konnte der anästhesist wieder einpacken und abdampfen, weil im geburtsfall die narkose wenig sinn hat (dauert eh erst ne weile, ehe sie wirkt). und dann ging es auf einmal ganz schnell. nach einigen wehen war der kopf schon zu sehen. renate leitete mich dann an, wie ich ein wenig gegen den kopf drücken sollte, damit er nicht zu schnell rausrutscht. so haben wir das eine ganze weile gemacht, bis sie auf einmal sagte, ich soll den kopf nun ein wenig nach hinten drücken, weil es jetzt soweit sei. und schwupps, draußen war er. ganz fix. das war echt ein tolles gefühl, dieses kleine warme, nasse etwas auf dem weg nach draußen zu helfen. alle waren zufrieden. der kleine wurde schön saubergemacht, warm eingepackt mit mützchen&co. und schließlich zum stillen an mama’s brust gelegt. das ganze programm habe ich dann noch zwei mal gemacht. einmal hab ich renate geholfen und danach carina, die noch eine geburt für mich ‚übrig hatte‘. die letzten beiden geburten gingen aber noch schneller als die erste, sodass ich noch gar nicht damit gerechnet habe, dass das kind gleich in meinen händen liegt. echt toll. heute nacht geht’s dann zum letzten mal zum geburtshilfedienst. ich bin gespannt.

wenn ich dann morgen früh nach hause komme, weiß ich allerdings, dass jemand auf mich warten wird und ein süßer duft in meinem zimmer liegt. seit heute mittag ist nämlich matze zu besuch und wir werden uns ein paar schöne tage im schneebedeckten göteborg machen.

seid gespannt auf weitere einträge. man weiß nie, wann es passieren wird!

musik der vergangenen letzten wochen:

tocotronic - ich möchte irgendetwas für dich sein

Dienstag, 16. Februar 2010

morgens, wenn die stadt erwacht.

ich habe nun meinen ersten nachtdienst überstanden. war ziemlich spannend und erlebnisreich. halb10 ging es also los, als die hebammen ihren dienst übergeben haben. ich wurde einer sehr netten jungen hebamme zugewiesen, die sich ziemlich bemüht hat. bei unserer ersten patienten ließ sie mich auch den muttermund tasten. dieser war schon stark erweitert. dadurch konnte ich also direkt den kopf des kleinen jungen fühlen, der dann eine ganze weile später zur welt kommen sollte. die geburt verlief anfangs regelgerecht und alle waren zufrieden. mit der zeit zeigte sich aber, dass der kleine trotz starker wehen nicht so richtig tiefer rutschen wollte. es wurde dann eine ganze reihe an tests gemacht, um zu sehen, ob es ihm denn auch gut geht. herzfrequenz und wehen waren soweit ok. zusätzlich wollte man sich aber auch den ph- und milchsäurewert des kleinen anschauen, weil diese eine aussage darüber geben, wie gut die sauerstoffversorgung in seinem körper ist. das darf aber nur eine ärztin machen. nachtdienst hatte ludmilla, mit der ich auch schon auf einer der gyn-stationen zusammengearbeitet habe. sie hat dann den kopf des kleinen ein wenig angepieckst, um an blut ran zu kommen. komische vorstellung. aber seine werte lagen im oberen grenzbereich, sodass man noch abwartete. nach 2 stunden hat sich aber immer noch nichts weiter getan, sodass man sich für einen kaiserschnitt entschied. ich durfte auch (ohne nachfragen meinerseits) assistieren, obwohl die stimmung relativ angespannt war ('du machst bei der op erst etwas, wenn ich es dir sage'). dann ging alles total schnell und schon war er auf der welt. wohlauf. schön rosig und mit jeder menge kraft in der kehle. wow.

danach habe ich dann auch noch eine normale geburt gesehen. diese zog sich auch über gute 3 stunden hin. diesmal bin ich mit einer anderen hebamme mit gegangen. sie hat leider nicht so viel erklärt. aber es war trotzdem erstaunlich, mit welcher ruhe sie die ganze sache anging. kurz vor um7 kam dann ein kleines mädchen zur welt. etwas blass, aber trotzdem wohl auf. puuuh. alles sehr interessant. aber letztlich ging es mir schon ein wenig an die substanz, was die akkustischen eindrücke seitens der mütter über mehrere stunden anging.

noch kurz was zu schwedischen traditionen. heute ist 'fettisdagen', also 'der fettige dienstag', an dem überall 'semlor' gegessen werden. so eine art windbeutel mit jeder menge sahne und marzipanfüllung. laut tradition ißt man sie heute, um dann bis ostern zu fasten, ein letztes ausschweifendes fettgelage also. heutzutage gibt es die dinger aber schon ab anfang januar. bis ende märz. teilweise sogar das ganze jahr über. ich finde sie sehr lecker, aber mein test hat schon gezeigt, dass man nicht unbedingt mehr als 2 auf einmal essen sollte.

musik des morgens:

the album leaf - always for you. wow. was für ein tolles lied. es hat mir heute den morgen versüßt, als ich kurz vor 8 nach hause gefahren bin. die stadt war mittlerweile erwacht. jede menge leute waren auf dem weg zur arbeit. und der schnee wehte mir ins gesicht. beste athmorsphäre also, um dann schleunigst ins bett zu gehen.

Montag, 15. Februar 2010

kurz nach dem rosentag.

lieber leser, es ist mal wieder soweit. nach nur knapp 2 wochen wartens schwinge ich mich also wieder zu lyrischen höhenflügen auf. und das alles kurz nach valentinstag, an dem hier in göteborg die rosenblätter von den dächern schwebten. genug also der rosaroten schönmalerei und platz für die kühle wahrheit.

im krankenhaus lief es eigentlich wie immer. ich war noch eine woche 'richtig' auf station eingeteilt und hatte diesmal unglaubliches glück mit meiner ärztin, der ich zugeteilt wurde. sie war wirklich extremst bemüht, hat mir alles ausgiebig erklärt und sich auch bereitwillig zeit genommen. wenn wir patientinnenkontakt hatten, war es eigentlich selbstverständlich, dass ich mit untersucht habe und sie mir dabei den ein oder anderen hilfreichen hinweis gegeben hat. am letzten tag war sie auf der 'schwangerschaftsabbruch'-abteilung eingeteilt und hat einige patientinnengespräche geführt. wenn man in schweden abtreiben will, muss man nur ein kurzes beratungsgespräch mit einem arzt führen, wobei die möglichen methoden durchgesprochen werden. den rest machen dann die hebammen. sie teilen dann selbstständig die medikamente ein und 'überwachen' den abbruch. ganz ohne ärzte. meine ärztin hatte also an besagtem tag noch ein gespräch mit einer 19jährigen, die zum 3. mal abtreiben wollte. die pille wirke wohl nicht so gut bei ihr. naja, anhand des gespräches kam raus, dass sie ungefähr in der 9. woche schwanger sein musste. zu der zeit schlägt übrigens das herz schon. aber man darf noch bis zur 18. woche legal abtreiben. meine ärztin machte dann daraufhin einen ultraschall, um das alter genau abzuschätzen. was wir dabei dann sahen, war schon recht beindruckend. das kind war nämlich schon sehr groß. man konnte alles bestens erkennen. kopf, arme, wirbelsäule, schlagendes herz, beine. nachdem dann der oberschenkelknochen vermessen wurde, war klar, dass das mädchen schon in der 25. woche schwanger war. das war für alle beteiligten ein großer schock. das mädchen war natürlich nicht davon ausgegangen, dass sie das kind austragen müsse und die ärztin musste sich erstmal um eine entsprechende beratung kümmern. schon komisch.

ich habe das letzte wochenende mit meinen eltern und oma verbracht. sie haben sich ein kleines häuschen in der nähe von borås gemietet. da kamen einige erinnerungen an meinen sprachkurs hoch. hach ja. die tage mit meiner familie war sehr ruhig und entspannt, mit viel kamin einheizen, grillen im dunkeln, spaziergängen in der winterlandschaft, sauna direkt am zugefrorenen see, kratzenden katzen und zutraulichen hunden. außerdem netten nachbarn. wir mussten etwas vom haus weg parken, weil der weg direkt dorthin zu steil und vereist war. als wir eines abends mit dem auto vorm parkplatz standen und nicht direkt drauf fahren konnten, weil es etwas eng war, wurden wir von einem netten schweden angesprochen. der ging gerade mit seinen beiden jagdhunden spazieren und wollte uns nur sagen, dass wir den besagten weg zum haus nicht befahren können, weil er vereist ist. einfach so. der hat einfach so angehalten und sein wissen mit uns geteilt, um uns zu helfen. er wusste nicht, dass wir eh nur auf den kleinen parkplatz wollen. aber trotzdem total nett. so sind sie, die schweden auf dem land. alles in allem schöne tage, um vom krankenhausstress ein wenig wegzukommen.

hier gibts einige bilder vom wochenende.

ansonsten muss an dieser stelle mal gesagt werden, dass ich den schnee hier nicht mehr sehen kann. es schneit zwar nicht, aber es ist so kalt (meist um die -10°C), dass alles liegen bleibt. die schweden haben ein sehr komisches verhältnis zu schnee. sobald er neu fällt, wird er meist erstmal liegen gelassen. am besten so, dass er schon festgetreten wurde und eine dicke eisschicht unter sich gebildet hat. dann wird eine prise streukies drüber geworfen und fertig ist das rutschexperiment. sehr interessant anzusehen, wenn man am krankenhaus vorbeiläuft. in der ersten woche mit schnee wurde dort tatsächlich überhaupt nichts gemacht. so holt man sich die patienten direkt von der straße in die notaufnahme. eindrucksvoll. mich hats auch des öfteren kurz ausgehebelt. aber mit meinem turnerkörper konnte ich mich selbstredend immer auffangen. wenn dann die straßen geräumt werden, dann wird der schnee so weggeschoben, dass er sich an den gehwegrändern zu großen bergen auftürmt. damit hat man immer wieder was zu tun, wenn man den bürgersteig wechseln will. zuerst muss nämlich ein riesen schneewall überwunden werden. weitere interessante begebenheit im göteborger winter: schwedische mädchen sind sich nicht zu schade, bei -10°C dünne strumpfhöschen mit einem minirock drüber anzuziehen. und das ist keine einmalige sache. das machen fast alle mädchen hier. mir frierts schon mit langer unterhose und jeans die unterschenkelbehaarung weg, aber hier ist man anscheinend schlimmeres gewohnt.

nunja, das soll es auch schon wieder gewesen sein. mit hilfe dieses beitrages konnte ich mich wenigstens noch gute 40min wach halten. ich hab nämlich ab morgen abend 3 nachtdienste hintereinander in der geburtshilfe. mein plan war es also, möglichst bis morgen nachmittag zu schlafen, um dann ausgeruht 21.30h zum nachtdienst anzutreten.

euch interessiert schon, wie es bei der geburtshilfe so abläuft und ob matthias einige kleine kinder beim 'auf-die-welt-kommen' sieht und ihnen dabei vielleicht auch noch helfen darf? seid gespannt! und haltet meinen blog im auge! ich werde schleunigst davon berichten. in 2 wochen.

musik des wochenendes:

efterklang - modern drift
mark hoppus & pete wentz - in transit